„Am schlimmsten ist, wenn man nicht helfen kann.“ - Soziallotsin bei der Flüchtlingshilfe
von Christoph Meer

Aufenthaltserlaubnis, Bürgergeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld, Elterngeld, Schulanmeldung - inzwischen kennt Rafoatkhon (genannt Rafo) so ziemlich alle Formulare, mit denen Geflüchtete es in Deutschland zu tun bekommen. Seit Oktober 2024 hat sie bei der Flüchtlingshilfe Sprockhövel eine Teilzeit-Stelle als Soziallotsin.
Im MachMit, dem Treffpunk an der Mittelstraße 67, ist sie die Ansprechpartnerin für Anliegen aller Art. Sie erklärt unverständliche Behördenmitteilungen, hilft beim Ausfüllen von Formularen, klärt Sachverhalte telefonisch mit den Behörden, und zwischendurch dolmetscht sie auch mal per Handy bei einem Arzttermin. Regelmäßig fährt sie in die drei Gemeinschaftsunterkünfte, um Neuankömmlinge kennenzulernen und sie mit den Angeboten der Flüchtlingshilfe bekannt zu machen. Rafo gibt zweimal in der Woche Deutschunterricht, organisiert jeden Freitagvormittag das gemeinsame Frühstück von zugewanderten und deutschen Frauen („Frauentreff“) und unterstützt einmal in der Woche das Team der Kleiderkammer in Niedersprockhövel.
Das alles ist für ein Jahr möglich durch eine Förderung der Deutschen Postcode-Lotterie. Der Förderverein der Flüchtlingshilfe steuert einen Eigenanteil bei, aber allein aus eigenen Mitteln könnte er die Beschäftigung von Rafo nicht tragen.
Nach der größten Schwierigkeit in ihrer Arbeit gefragt, sagt Rafo: „Am schlimmsten ist es, wenn man nicht helfen kann.“ Das kommt beispielsweise vor, wenn Familien ohne Geld dastehen, weil die erwartete Zahlung des Jobcenters ausbleibt. Sei es, dass der Antrag im Bearbeitungsstau steckt, sei es, dass er zu spät oder mit unvollständigen Unterlagen gestellt wurde: Kurzfristig lässt sich dann an einer solchen Situation nichts ändern.
Rafo würde ihre Arbeit gern noch ein weiteres Jahr fortsetzen, aber das ist davon abhängig, dass die Flüchtlingshilfe erneut eine Förderquelle findet. Längerfristig sucht sie eine Berufsperspektive im sozialen Bereich.
Rafoatkhon Asoeva kommt ursprünglich aus Tadschikistan, wo sie nach elfjährigem Schulbesuch drei Jahre Jura studiert hat. Bevor sie 2016 nach Deutschland kam, hat sie mit ihrer Familie acht Jahre in Dubai gelebt. Neben ihrer Muttersprache Persisch spricht sie fließend Russisch und Deutsch, Englisch und etwas Arabisch. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.