Erstklassige Ergebnisse - Geflüchtete schließen Ausbildung ab

von Christoph Meer

Mit teils herausragenden Ergebnissen haben die ersten von der Flüchtlingshilfe Sprockhövel betreuten Geflüchteten ihre Berufsausbildung abgeschlossen und einen Arbeitsplatz gefunden.
Mit ihnen freuen sich die Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe. Koordinatorin Miriam Venn: „Alle haben bei uns ihre ersten Deutschkurse besucht, alle Ausbildungsplätze sind von uns vermittelt worden. Diese Erfolge unseres Engagements spornen uns alle an.“
Akbar Zoirov hat besonders gut abgeschnitten. Der 28jährige gehört zu den fünf besten seines Jahrgangs im Bauhandwerk in Nordrhein-Westfalen. Er hat bei der Haßlinghauser Firma Masannek zunächst die Ausbildung als Ausbaufacharbeiter gemacht und sich dann zum Zimmerergesellen weiterqualifiziert. Nun will der Vater einer sechsjährigen Tochter Meister werden. Neben seiner Arbeit als Zimmerer in Dortmund
büffelt er in seiner Freizeit. In zwei Jahren will er die Meisterprüfung machen. „Mein Ziel ist ein eigener Betrieb“, sagt der 2016 aus Tadschikistan geflüchtete ehemalige Jurastudent.
Auch Milad Raofi steht mit der Bestnote „sehr gut“ an der Spitze seines Ausbildungsjahrgangs. Der 2016 aus Afghanistan nach Sprockhövel geflüchtete 24jährige wurde dafür bei einer Feierstunde vom Präsidenten der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.
Raofi ist bei Rewe Lenk in Haßlinghausen zum Verkäufer im Einzelhandel ausgebildet worden. Auch er hat höhere Ziele. Im Frühjahr will er die Prüfung zum Kaufmann im Einzelhandel machen und sich danach zum Betriebsfachwirt weiterbilden. Wegen seiner überdurchschnittlichen Leistungen hat er bereits eine Zusage für ein Stipendium. „Zunächst habe ich die Ausbildung begonnen, damit ich sicher in Deutschland bleiben konnte, “ sagt er, „obwohl es nicht mein Traumberuf war. Inzwischen macht mir der Job großen Spaß.“
Helin Yousef will ebenfalls auf ihrer erfolgreichen Ausbildung als Verkäuferin bei Lenk aufbauen. Die
23jährige Syrerin lebt seit 2016 in Sprockhövel und bereitet sich nun auf die Prüfung als Kauffrau im
Einzelhandel im nächsten Frühjahr vor. Dasselbe gilt auch für Nasir Ahmad Frahman. Der 24jährige kam
2015 aus Afghanistan hierher und lernt bei Lenk.
Lusik Melikyan kam 2014 mit Ehemann und zwei Söhnen aus Armenien nach Sprockhövel. Die 40jährige war in ihrem Heimatland als Hebamme tätig. Die Anerkennung ihrer Ausbildung wäre trotz Berufserfahrung aber so kompliziert gewesen, dass sich die 40jährige für eine Ausbildung zur Kinderpflegerin entschied. Nach dem erfolgreichen Abschluss am Berufskolleg Hattingen arbeitet sie nun Vollzeit in einer Kindertagesstätte in Hattingen.
Wie sein Vater arbeitete Osama Al Esaa in Syrien als Fischer und Forstarbeiter. Er floh wegen des Krieges 2015 nach Sprockhövel, machte zunächst ein fünfmonatiges Praktikum als Haustechniker im Bildungszentrum der IG Metall und danach in Sprockhövel und Wuppertal seine dreijährige Ausbildung zum Fliesenleger. Inzwischen arbeitet er als Geselle bei der Sprockhöveler Firma Quellenburg.
Als größte Herausforderung ihrer Ausbildung schildern alle Ausgebildeten die Berufsschule mit ihren besonderen Anforderungen an Deutschkenntnisse. Auch hier hilft die Flüchtlingshilfe mit ihrem Projekt „Buddy für die Ausbildung“. Jeweils ein deutscher Buddy und ein Azubi treffen sich nach Bedarf zum
Nachbereiten der Berufsschulthemen insbesondere in der Fachtheorie.
Die erfolgreichen Ausbildungsabsolventen wissen, was sie der Flüchtlingshilfe verdanken. Deshalb sind alle in ihrer Freizeit ehrenamtlich dort tätig und unterstützen andere Geflüchtete, die zurzeit auf Vermittlung der Flüchtlingshilfe ihre Ausbildung durchlaufen. Die Palette der Ausbildungsberufe ist bunt: Altenpfleger, Elektriker, Frisör, Fleischer im Verkauf, Immobilienkaufmann, Industriemechaniker, Kinderpflegerin, Koch, Maschinenanlagenbauer, medizinische Fachangestellte, Straßenbauer, Systemgastronom und Verkäuferin. Weitere Geflüchtete hat die Flüchtlingshilfe in Praktika und Einstiegsqualifizierungen sowie zum Bundesfreiwilligendienst vermittelt.
„Arbeit ist für die Integration ungemein wichtig“, sagt Koordinatorin Miriam Venn, „deshalb sind wir ständig auf der Suche nach Stellen für Praktika und Ausbildung. Unsere Sprockhöveler Firmen sind da durchaus aufgeschlossen. Wir würden uns sehr freuen, wenn weitere Firmen mit uns Kontakt aufnehmen und Stellen anbieten würden.“

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